„Die Zukunft deiner Heimat liegt dir am Herzen? Deine Zukunft ist dir wichtig?“ Dies waren die Schlagworte, mit denen der Jugendkonvent beworben wurde. Schlagworte, die tatsächlich den Eindruck erweckten, dass jeder im Rahmen seiner Interessen einen Beitrag für die Neuschreibung des Autonomiestatutes leisten kann.
Nun, mir ist der Erhalt des Proporzes besonders wichtig. Deshalb habe ich anfangs den Wunsch deponiert, über den Erhalt des Proporzes zu diskutieren. Das Thema wurde vom Plenum als wichtig genug eingestuft, um zur Diskussion zugelassen zu werden.
Im Diskussionssaal angekommen, habe ich sofort das Wort ergriffen und auf die Bedeutung des Proporzes hingewiesen. Dabei habe ich natürlich den Proporz als Schutzfunktion der Minderheiten gepriesen, aber auch darauf hingewiesen, dass der Proporz ein Instrument zur Befriedung der drei verschiedenen Volksgruppen in Südtirol ist. Denn die öffentlichen Stellen werden ja verhältnismäßig auf den prozentuellen Anteil der verschiedenen Volksgruppen in Südtirol aufgeteilt. Sollte diese Errungenschaft abgeschafft werden, muss jedem klar sein, dass man als Minderheit in einem Staat von 60 Millionen Menschen schlechte Karten hat. Wie die Situation vor Einführung der Proporzregelung war, sollte jeder aufgeklärte Südtiroler wissen.
Kritik an meinen Aussagen ließ nicht lange auf sich warten. Und Kritik ist auch legitim. Unterschiedliche Meinungen haben und darüber zu debattieren - dies führt meistens zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
Im Fortlauf der Diskussion musste ich feststellen, dass mein vorgebrachtes Thema „Erhalt des Proporzes“ nicht als Grundlage der weiteren Debatte bestehen konnte. Der Moderator, vom Verein „La Vispa Teresa“, bestand darauf, dass Bestehendes nicht das Fundament einer Diskussion über die Zukunft Südtirols sein kann. Vielmehr könne man nur über eine Abschaffung oder eine Abänderung des Proporzes diskutieren.
Auch mehrmaliges Hinweisen meinerseits, dass ich auf die Diskussion über den „Erhalt des Proporzes“ bestehe, nützte nichts. Mir wurde abermals bescheinigt, dass die Regeln der Jugendveranstaltung im Südtirolkonvent keine Diskussion über Bestehendes zulassen. Regeln, die im Vorfeld nicht kommuniziert wurden.
Dieser Vorgang, anscheinend vom Veranstalter festgeschrieben, ist eine de facto Demontage demokratischer Prozesse zugunsten einer bewussten Lenkung des Themas in eine Richtung, die ich niemals gutheißen kann. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dem Thema „Erhalt des Proporzes“ mit meinem Vorschlag, bestehendes im dritten Autonomiestatut zu verankern Schaden zufüge, hätte ich es doch niemals aufgeworfen!?
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist die fehlende Protokollierung der Diskussionen. So ist für niemanden nachvollziehbar, dass ich mit dem Vorgang des Moderators nicht einverstanden war – dies ist auch der Anlass dafür, dass ich mich dazu entschieden habe, die Öffentlichkeit an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.
Ob dieser Fall ein Einzelfall war, oder Usus kann ich nicht sagen, deshalb liegt es mir fern den gesamten Jugendkonvent als solchen zu kritisieren, meine Erfahrungen waren jedenfalls hauptsächlich negativer Natur.
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